Groeflin Maag Galerie freut sich, die erste Einzelausstellung von Maya Bringolf
(*1969, lebt und arbeitet in Basel) in Zürich zu präsentieren.

Die Ausstellung versammelt Werke der Künstlerin, die alle im Laufe des letzten
halben Jahres entstanden sind. Sie zeichnen sich durch eine differenzierte
Auseinandersetzung mit Fragen von Skulptur und Raum sowie Körperlichkeit und
Entstellung, aber auch durch eine eigenwillige Materialisierung aus. Dies sind
Aspekte, die seit längerem die Objekte, Installationen und Wandarbeiten von
Maya Bringolf prägen, die sie nun in einer verdichteten Form in ebenso
vielschichtigen wie faszinierenden Arbeiten thematisiert.

Cool Coal I – III heissen Gruppen von schwarzen Strünken, die jeweils gebündelt,
aneinander gelehnt eine skulpturale Einheit bilden. Die glänzende Oberfläche
akzentuiert die Wucherungen der Elemente, lenkt den Blick auf die physische
Beschaffenheit dieser, in einem labilen Gleichgewicht ruhenden Pfähle. Maya
Bringolf verwendet für diese Arbeiten Polyurethan-Schaum, den sie in Netzstrümpfe
spritzt und der sich organisch, in fast barocken Auswüchsen verfestigt. Grössere
blasenähnliche Strukturen werden von vernarbt wirkenden Partien umschlossen.
Die dünne Lackhaut kann den ausgehärteten Kunststoff nur mit Mühe bändigen,
der unter dem schwarzen Film eine geheimnisvolle und verunsichernde Eigendynamik
zu entfalten scheint.

Maya Bringolf unterzieht in ihren Arbeiten oft Alltagsgegenstände und –materialien
tief greifenden Transformationen: im aktuellen Fall alte gepolsterte Hocker und
zerlegte Holzstühle. Ein schwarzer, wulstiger Pfahl durchbohrt das Möbelstück,
durchschlägt die Sitzfläche und ‹versengt› den Stoffbezug – Impact. Während hier
die konstruktive und funktionale Identität des Schemels weitgehend gewahrt ist,
so präsentiert Battlefield ein anderes Stadium: Die Sitzfläche ist vollständig von
einer weissen Masse besetzt, einer eruptiven Landschaft aus Spiegelstücken und
PU-Leim. Die künstlichen Augen, die Maya Bringolf darin integriert, verstärken
noch den Eindruck einer ‹fremden Materie›, die den Hocker in ihre Macht, unter
ihre Kontrolle gebracht hat. Diese facettenreiche Auseinandersetzung mit
Bewegungsmomenten und Aggregatzuständen lässt sich durch die ganze Ausstellung
hindurch verfolgen. Bei den hellen Bodenobjekten scheint sich das Kräfteverhältnis
zwischen umgebender, rahmender Masse und Spiegelfläche kontinuierlich verändert,
ein stetiger Druck den Spiegel zum Bersten gebracht zu haben. Sweet Home hingegen
erinnert mit seiner aufgebrochenen Struktur vielmehr an das Ergebnis einer Explosion,
die mit jäher Wucht Stuhlbeine und Spiegel in ihren fragmentierten Zustand und ihre
prekäre Position versetzt zu haben scheint.

In ihren aktuellen Arbeiten setzt Maya Bringolf die an sich antagonistischen Paradigmen
von Anziehung und Abstossung in spannungsvolle Beziehungen: die ambivalente
Semantik des Materials, die Plastizität und haptische Erscheinung der Elemente, ihre
Zusammenfügung und der materielle Prozess, der ihrer individuellen Form zu Grunde
liegt. Zwischen Naturform und Konstrukt oszillierend erinnern die Skulpturen von Maya
Bringolf an Modelle: für (psychische und physische) Kräfte, mentale und energetische
Zustände, beunruhigend und doch seltsam vertraut.

Irene Müller